Mein Verein
und wie ich zur ehrenamtlichen Arbeit im Tierschutz kam
Immer wieder höre ich, wenn ich von meiner Tierschutzarbeit erzähle "Also ich könnte das ja nicht, was ihr da macht - für ein Tierheim mit 400 Tieren arbeiten und jeden Tag zu wissen, dass sie dort sitzen in Kälte und Krankheit und niemanden haben." Lies den Satz bitte nochmal!
Und? Merkst Du es? Jeder, der mir diesen Satz sagt, weiß genauso wie ich, was in unserem Tierheim passiert. Wir alle wissen in unserer medialen Welt von so ziemlich jeder größeren Sache, die auf unserer Erde geschieht. Es ist immer nur die Frage, was wir mit diesem Wissen machen. Stopft man die Infos zu den anderen in die alte Schublade im Kopf und macht einfach weiter? Oder schwebt das Wissen um das Leid und die Ungerechtigkeiten frei in unseren Gedanken und berührt uns immer und immer wieder?
Bei mir geschieht eindeutig Zweiteres. Dinge, die mich einmal emotional berührt haben, kann ich nie mehr vergessen. Sie sind mal ganz deutlich und klar und ein anderes mal eher so etwas wie eine Stimmung - aber weg sind sie nie.
So schwebte da auch schon immer der Gedanke, dass ich mehr tun muss, als zum Bespiel ein Tier zu adoptieren. Ich wollte zum Ursprung der Probleme - den Knoten lösen. Ich half überall mit, aber wurde nie Teil eines Teams. Bis ich 2017 meine Katzen adoptierte.
Ich schaute, wie die meisten anderen Menschen die ein Tier adoptieren wollen, im örtlichen Tierheim und auf diversen Tiervermittlungsseiten wie zum Beispiel Shelta. Ich hatte viele Jahre während meines Studiums im örtlichen Tierheim geholfen und unter anderem Katzenwelpen mit der Hand aufgezogen und so schauten wir zuerst natürlich dort. Ich war seit der Geburt meines Sohnes nicht mehr da gewesen, weil die Erkrankung und unser Lebenswandel erst einmal meine volle Aufmerksamkeit gefordert hatten. Ich war etwas irritiert, als man mir dort etwas flapsig erzählte, dass wir warten müssten für eine Adoption weil "die derzeit weggehen wie warme Semmel!". Ich wurde trotzig und dachte mir "Na wenn die Tiere es hier so einfach haben, dann werde ich welche suchen, deren Chancen nicht so gut stehen."
Ich verließ schweren Herzens das Tierheim und setzte mich vor den Rechner. Viele Jahre hatte ich für das örtliche Tierheim gekämpft und zum Auslandstierschutz die klassischen Parolen gesagt wie "Hier sitzen doch schon genug Tiere...". Heute schäme ich mich für meine Engstirnigkeit.
Ich fing an bewusst nach einem seriösen Verein zu suchen, der Tiere aus dem Ausland vermittelt, die dort sonst keine Chance hätten, aber eben auch vor Ort anpackt. So fand ich Grund zur Hoffnung. Ich hatte mir etliche andere Projekte angeschaut, aber hatte immer ein paar Zweifel. Ich wollte nur nachhaltigen Tierschutz unterstützen und der funktioniert nicht, indem ich die Tier im Ausland in Boxen setze und sie nach Deutschland fahre. Nachhaltiger Tierschutz engagiert sich vor Ort und sieht die Vermittlung der Fellnasen nur als "Übergangslösung" um das Problem an der Wurzel fassen zu können. Ich war beeindruckt von der Arbeit des Vereins und schrieb eine Bewerbung für ein kleines Katzenkind. Sie hieß Pünktchen und sah sehr verloren aus im kalten Katzenzimmer des Tierheims. Das Tierheim liegt in Schumen in Bulgarien und es war dort bereits eiskalter Winter - das Katzenzimmer besitzt keine Heizung.
Es entstand schnell ein sehr netter, persönlicher Kontakt in dem wir alle wichtigen Fragen klärten und nach einer Vorkontrolle bei uns Zuhause kam das Go für die Adoption. Meine Familie und ich waren sehr glücklich und freuten uns auf Pünktchen und ihre Freundin, die auch zu uns ziehen sollte. Eines Abends, ein paar Wochen vor der großen Reise, klingelte mein Telefon. Es war die liebe Mitarbeiterin des Vereins, mit der ich schon so oft telefoniert hatte. Sie sagte mir, dass ich mich bitte setzen solle - Pünktchen ist gestorben.
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Während ich diese Zeilen schreibe, stehen die Tränen wieder in meinen Augen. Sie sind alle wieder da. Alle, die ich geweint habe, um ein kleines Leben, das niemals beginnen konnte. Ich war traurig und ich war wütend.
Warum jetzt? Sie hatte es doch fast geschafft? Wir hatten alles für sie vorbereitet, es ihr gemütlich gemacht bei uns. Es war zu einem Ritual seit einigen Tagen geworden jeden Abend ihr Foto anzuschauen und die Tage runterzuzählen. Ich konnte es nicht verstehen. Pünktchen würde nicht kommen.
Die liebe Frau von der Vermittlung gab uns Zeit und versicherte uns, dass sie verstehen könnte, wenn wir nun keine andere Katze wollten. Das kam für uns aber nicht in Frage. Wir hatten den Platz und den Willen zwei Samtpfoten ein schönes Leben zu ermöglichen und das wollten wir tun. Nach ein paar Tagen hatten wir uns schweren Herzens für ein anderes Kätzchen entschieden. Sie hieß Torah. Sie ähnelte Pünktchen im Aussehen, aber wir wussten, dass sie nicht gleich sein würden. Eine Woche vor der großen Reise, die Torah und ihre Freundin endlich zu uns bringen sollte, klingelte wieder das Telefon. Und was soll ich sagen - ich wollte nicht rangehen.
Es war diesmal die Vereinsvorsitzende, die mich bat mich zu setzen. Ich weinte sofort los. Torah war an dem selben Virus erkrankt wie Pünktchen und hatte den Kampf nicht überlebt. Ich war vollkommen taub innerlich. Die liebe Frau am Telefon war selbst tief betroffen und sagte mir, sie könne verstehen, wenn wir nun keine Katzen aus ihrem Verein mehr wollten. Soetwas sei bei ihnen vorher noch nie passiert und sie sind alle ganz bestürzt, aber das Virus habe im Katzenzimmer um sich gegriffen und die jungen, schwachen Kätzchen mit sich genommen. Wir telefonierten lange und ich fühlte mich nicht allein gelassen.
Anstatt dem engagierten Verein nach diesen Schicksalsschlägen abzusagen, wurde uns klar, dass wir hier helfen müssen. Wir baten den Verein 2 Kätzchen für uns auszusuchen (da wir mittlerweile das Gefühl hatten Pech zu bringen) und boten an noch eine weitere Katze in Pflege zu uns zu nehmen bis sich jemand für sie meldet. Und so reisten an einem eiskalten Tag Anfang Dezember 2017 drei kleine Katzendamen aus Bulgarien zu uns an die Ostsee. Als wir endlich Zuhause ankamen und die Boxen öffnen konnten waren wir sofort verliebt. Alle waren so unterschiedlich und jede eine großartige Persönlichkeit für sich. Und Du ahnst es vielleicht schon: Unsere Pflegekatze hat nie mehr unsere Familie verlassen :)
Die Schicksalsschläge hatten den Verein und mich zusammengeschweißt. Als ich nach einer Weile nach der Adoption gefragt wurde, ob ich Teil des Teams sein möchte, sagte ich natürlich sofort zu. Endlich hatte ich meinen Platz gefunden und es fühlte sich richtig an.
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Grund zur Hoffnung e.V. ist ein gemeinnütziger und als besonders förderungswürdig anerkannter Verein. Gegründet wurde er im Herbst 2013. Wir engagieren uns nicht nur für Tiere, sondern unterstützen auch benachteiligte Menschen. Wichtig ist uns dabei, dass keine Abhängigkeiten geschaffen werden, sondern dass es sich um Projekte handelt, die dem Leitsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgen.
Solltest Du auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied sein und hast verantwortungsbewusst alle Eventualitäten rund um das Thema "Adoption" mit Deiner Familie und vor allem Dir selbst abgeklärt, dann schaue gerne auf unserer Vereinshomepage www.grund-zur-hoffnung.org nach deinem Herzenstier und nimm Kontakt zum Verein auf.
Ich finde außerdem das Tiervermittlungs-Portal Shelta von Tasso wunderbar übersichtlich und kann es absolut empfehlen.
Bitte bedenke dabei aber immer: Mit Mitleid ist niemandem geholfen! Wenn es das Schicksal gut mit euch meint, dann gehst Du mit der Adoption eine Tier-Mensch-Beziehung von 10-15 Jahren ein (...im schönsten Falle noch länger). Da muss es gut überlegt sein, ob Du Dir sicher bist, dass Du Deinem vierbeinigen Partner immer genügend Zeit und Zuneigung in Deinem Leben einräumen kannst.